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„Stambulante Altenversorgung“: Ein Erfolgsmodell und die Hürden für die Einführung in die Regelversorgung

Datum: 20.05.2025

Podcast

„Stambulante Altenversorgung“: Ein Erfolgsmodell  und die Hürden für die Einführung in die Regelversorgung

Mai 2025

Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung findet sich der Begriff der „stambulanten Altenversorgung“: Eine Expertengruppe soll prüfen, ob diese in die Regelversorgung überführt werden kann.

Beim BrainSnack sprach Sebastian Balzer mit dem Mann, der diesen Begriff erfunden hat: Kaspar Pfister. Er gründete vor gut 20 Jahren eine Pflegegruppe. Nachdem der Gesetzgeber 2012 mit dem „Pflegeneuausrichtungsgesetz“ den Auftrag gab, neue Modelle und Konzepte zu entwickeln, zögerte er nicht und entwarf das Modell des „Mitmachheimes“.

Dabei leben die pflegebedürftigen Menschen in einem Haus mit 4 Wohngemeinschaften und je WG 14 Bewohnern. Den Alltag gestalten Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter gemeinsam nach den Bedürfnissen der Menschen. Jeder bringt ein, was er kann. Pflegefachkräfte sind als Mitarbeiter rund um die Uhr anwesend, externe Pflegedienste kommen dazu, wenn weitere Leistungen anfallen. Es gibt strenge Qualitätskriterien, die eingehalten und regelmäßig überprüft werden müssen. 56 Menschen werden derzeit in den vier Wohngemeinschaften so betreut.

Das Projekt wurde mehrfach und unabhängig evaluiert. Ergebnis: nicht nur die Qualität der Betreuung und die Lebenssituation der pflegebedürftigen Menschen hat sich verbessert, sondern auch die Kosten konnten deutlich reduziert werden: rund 1.000 Euro weniger Eigenanteil pro Monat müssen die Bewohner tragen. Würde man das Projekt deutschlandweit einführen können, könnten Kosten in Milliardenhöhe gespart werden – und das bei besserer Qualität.

Nach neun Jahren konnte das Projekt nun in die Regelversorgung überführt werden. Allerdings lediglich in Form eines integrierten Versorgungsauftrags. Es fehlt die juristische Grundlage für die, so Pfister, lediglich ein bis zwei Sätze im SGB aufgenommen werden müssten, um dies in ganz Deutschland als Regelleistung zu ermöglichen.

Pfister könnte für seine Form der „stambulanten Versorgung“  rund 500 Plätze an konkreten Standorten realisieren. Für die Kosten in Höhe von rund 100 Millionen Euro wären keine Fördergelder nötig. „Wir brauchen nur die Genehmigung“, so Pfister. Er fordert eine rasche Entscheidung der neuen Gesundheitsministerin und schlägt vor, dass Modellprojekte, die sich fünf Jahre bewährt haben und wissenschaftlich positiv evaluiert sind, automatisch in die Regelversorgung übergehen. „Wir brauchen mehr Mut und Vertrauen der Regierung in die Basis“, formuliert er.

Das Gespräch können Sie hier anhören: https://www.rhoen-stiftung.de/brain-snack/