• Erfolgskonzept gegen Vereinsamung in der eigenen Häuslichkeit

• Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für Angehörige ermöglichen

Als ein gefördertes Modellprojekt mit Unterstützung des GKV-Spitzenverbands wurde das Konzept „Stambulant“ von der BeneVit Gruppe in Zusammenarbeit mit den Pflegekassen, unter der Federführung der AOK Baden-Württemberg und dem Sozialministerium Baden-Württemberg konzeptionell entwickelt.

Im Juni 2016 ging das Haus Rheinaue in Wyhl am Kaiserstuhl als Pilotprojekt an den Start.

Der Überblick – Stambulant leben heißt:

•  Auflösung der Sektorengrenzen zwischen den Versorgungsformen: ambulant, stationär, teilstationär, Nachtpflege, Tagespflege, Intensivpflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, ambulante WGs selbst
  organisiert, trägerorganisierte ambulante Wohngemeinschaften, stationäre WGs, etc.
• Ein Leben in der Gemeinschaft mit anderen und wie zuhause.
• Die Sicherheit durch barrierefreies Wohnen in der Gemeinschaft und
• 24-Stunden-Begleitung durch Pflegefachpersonal.
• Mehr Dienstleistung und hohe Qualität für durchschnittlich bis zu 1.000 Euro weniger an monatlichen Eigenanteilen, durch den effizienten Einsatz von Personal, Raum, Technik und die Freiheit, dass Angehörige Leistungen übernehmen können.
• Als Kunde Dienstleistungen frei wählen und beauftragen zu können, wer was erledigt.
• Täglich eine Verbesserung des Gesundheitszustands anzustreben, bis hin zur möglichen
• Reduzierung des derzeitigen Pflegegrads.
• Qualität zu bezahlbaren Preisen

Was macht das stambulant Konzept aus

• Hebt das tradierte Verständnis von „stationär“ und „ambulant“ in der Altenhilfe auf, weil es beide Sektoren intelligent miteinander verbindet.
• Stationäres Setting mit dem erwünschten Schwerpunkt auf tägliche Aktivierung, Betreuung und Wohnen, sowie der Förderung der Eigenständigkeit aller Bewohner.
• Höhere Lebensqualität in eigenständigen Hausgemeinschaften, mit bis zu 15 Bewohnerinnen und Bewohnern.
• Pflegebedürftigkeit steht nicht im Vordergrund: Eine lebensbejahende, fröhliche Grundhaltung trägt die Gemeinschaft. Alltag wird als Therapie gelebt. Alle beteiligen sich.
• Stationäre Sicherheit, kombiniert mit ambulanter Vielfalt, bedeutet, Wahlmöglichkeiten zu haben: Unterkunft, Betreuung und Pflege können durch unterschiedliche Leistungen ergänzt werden. Daraus entsteht ein individualisiertes Betreuungspaket nach den Bedürfnissen des pflege- und betreuungs­bedürftigen Menschen und seiner Angehörigen.
• Die Kosten für ein Betreuungspaket lassen sich durch Eigenleistung senken: So können die Angehörigen viele Wahlleistungen, wie z.B. Wäsche waschen oder die Reinigung des Zimmers, selbst übernehmen.
• Bewohner und Angehörigen können mithelfen, sind jedoch nicht verpflichtet.

Welche nachgewiesenen Vorteile hat Stambulant?

• Transparenz bei Leistung und Preis, weg vom pauschalen „all-inclusive“-System.
• Federt den Pflegefachkräftemangel ab: Durch Qualifizierung der Präsenzkräfte und eine wirksame Kompetenzpartnerschaft von Pflege- und Hauswirtschaftskräften.
• Zufriedenheit durch Selbstwirksamkeit: Hausgemeinschaften erweitern nach dem stambulanten Konzept die Vielfalt an Alltagsaufgaben, die sich gemeinsam erledigen lassen.
• Kein schlechtes Gewissen der Angehörigen, weil Vater oder Mutter im Pflegeheim leben: Selbst mit anpacken und mitgestalten zu können, nimmt Schuldgefühle und führt zur sinnstiftenden Aktivität, aber ohne Verpflichtung.

• Verbesserung des Allgemeinzustandes bei Bewohnerinnen und Bewohnern

• Wirksames Instrument für Kommunen, um die Aufgaben zu erfüllen, die ihnen das Pflegestärkungsgesetz 3 auferlegt: Sie tragen durch das stambulante Konzept Sorge, für eine ortsnahe Versorgung ihrer pflegebedürftigen Bürgerinnen und Bürger. Ein Verbleib in der gewohnten Umgebung und die Nähe zu den Angehörigen werden gesichert.
• Geringere Kosten für Pflege- und Krankenkassen
• Deutlich geringere Eigenanteile im Vergleich zu stationären Pflegeheimen mit bis zu 1.000 € weniger pro Monat

Zahlen und Fakten: 

• Die aufgeführten Effekte sind wissenschaftlich evaluiert.
• Im Rahmen des laufenden Modellprojektes, wird seit 2016 das stambulante Konzept fortlaufend evaluiert.
• 56 Bewohner aller Pflegegrade, teilweise mit demenziellen Veränderungen, werden dort aktiviert, betreut und gepflegt.
• Es wird dafür ein Vertrag über Grundleistung abgeschlossen: Verpflegung, 24-Stunden Anwesenheit von Pflegekräften, Medikamentengabe, kleine pflegerische Hilfeleistungen analog der Pflege und Betreuung durch Angehörige. Weitere Leistungen werden gesondert, nach den jeweiligen Bedürfnissen des Bewohners, gesondert vereinbart.
• Die Bewohner erhalten Leistungen der Grund- und Behandlungspflegenach SGB XI bzw. SGB V.
• Ordnungsrechtlich gelten die Qualitätskriterien einer stationären Einrichtung, der Personalschlüssel sieht mehr Betreuungs- und Hauswirtschaftskräfte, dafür weniger Fachpflegekräfte vor. Dies bei einer verbesserten und überprüfbar gesicherten pflegerischen Versorgungsqualität. 

Welche gesetzlichen Voraussetzungen braucht Stambulant? 

Das stambulante Konzept braucht die Verankerung im SGB XI als Regelleistung. Dies wird derzeit von Unterstützern aus der Bundes- und Landespolitik, von Kommunen und Verbänden angestrebt und für die zügige Umsetzung im Jahr 2023 gefordert.

Literaturempfehlung: „Die Pflegekatastrophe … und wie wir sie durch gute Konzepte in der Altenpflege verhindern können“, Autor: Kaspar Pfister, Ullstein Verlag, S. 259 ff